Frauen und Entwicklung
Frauen* haben gleiche Rechte wie Männer und tragen zu allen Entwicklungsprozessen bei. Darum soll die Lage von Frauen verbessert werden.
Es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse, die den Eindruck erwecken, Männer würden wichtigere Rollen bei der Verbesserung der Welt spielen: Seit 1901 wurden 90 Männer und bloss 17 Frauen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, und am WEF waren unter den 3‘000 geladenen Gästen nur 24% Frauen.
Entwicklung braucht Geschlechtergerechtigkeit
Anderseits ist «die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern eines der grössten Hindernisse für nachhaltige Entwicklung, ökonomisches Wachstum und Armutsreduktion», wie die DEZA schreibt.
Die UNO hat darum die Geschlechtergerechtigkeit zu einem Ziel der Nachhaltigkeitsagenda gemacht (Ziel 5): «Wir erkennen, dass die Gleichheit zwischen den Geschlechtern und die Ermächtigung der Frauen und Mädchen einen entscheidenden Beitrag zum Fortschritt leistet. Die Menschheit kann ihr volles Potential nicht ausschöpfen, solange der Hälfte der Menschen ihre Menschenrechte und Möglichkeiten verwehrt bleiben.» Die Wissenschaft untermauert diese politischen Statements.
Ökonomische Entwicklung: Kein Wachstum ohne Frauen
1984 präsentierte die UNO einen ersten Bericht zur Rolle der Frauen in der Entwicklung. Damals ging es noch stark um den Beitrag der Frauen zum Wirtschaftswachstum. Der UNO entging damals schon nicht, dass viele arbeitsintensive Produktionsprozesse im Industriesektor in den globalen Süden verlagert wurden. In den speziellen Exportzonen betrug der Anteil von Frauen in Industriebetrieben oft bereits über 80%. Frauen würden von diesen Verschiebungen zwar auch profitieren, aber der Bericht verwies auf die Notwendigkeit, für Frauen im Industriesektor Verbesserungen zu erreichen. Damals war auch schon bekannt, dass Frauen in der Landwirtschaft eine riesige Rolle übernehmen und dass es darum bei der Förderung von Frauen im Umfeld der landwirtschaftlichen Produktion nicht nur um Gleichstellungsfragen ging, sondern auch um das «Wachstum». Und dann vergass der Bericht nicht eindringlich darauf hinzuweisen, dass man den Frauen in der Wissenschaft und Technologie sowie in der Finanzwirtschaft mehr Gewicht geben müsse, um Entwicklung zu stärken.
Seither ist viel passiert – und doch irgendwie zu wenig. Vor allem hat man neue Problemstellungen erkannt. Im neuesten Bericht 2019 geht es zum Beispiel um die Rolle der Frauen bei der unbezahlten Arbeit. Mehr zu den wirtschaftlichen Fragen finden Sie hier.
Soziale Entwicklung
Bei fepa glauben wir aber nicht nur an die Rolle der Frauen als wirtschaftliche Kraft. Die Gleichberechtigung der Frauen ist eine Voraussetzung für Frieden und Würde und damit auch für eine nachhaltige Entwicklung. Nur wenn Mädchen und Frauen sich in jeder Hinsicht frei und nach ihren Möglichkeiten entwickeln dürfen, prosperieren Gesellschaften vollumfänglich.
Darum setzen wir uns seit den frühen 1960er Jahren für Frauen ein – als Teil unserer Entwicklungs- und Friedensarbeit. Dass diese seit jeher stark von Frauen geprägt wurde, ist sicherlich ein Hauptgrund für die Sensibilität, welche fepa schon immer für Fragen der Frauenrechte und der Frauenförderung hatte. Mehr zu fepa und unserem Einsatz für Frauenanliegen finden Sie hier.
Weil unser Entwicklungsbegriff also weiter ist als nur ökonomische Entwicklung und Wachstum, glauben wir, dass auf einer ganzen Reihe von Gebieten Frauen nicht nur eine Rolle spielen, sondern dass wir wichtige Verbesserungen erreichen müssen, um eine wirklich werthaltige Entwicklung zu machen.
Hindernisse für die Entwicklung von (jungen) Frauen in Simbabwe
Roswita Katsande, Direktorin der simbabwischen Jugendorganisation YETT beschreibt die aktuelle Situation für Frauen in Simbabwe so:
«Frauen werden hier als für die häusliche Sphäre verantwortlich gesehen und sollen die Kinder aufziehen.
Junge Frauen im urbanen Simbabwe treffen täglich auf viele Schwierigkeiten, die einem ungleichen Machtverhältnis der Geschlechter entstammen. Sie setzen sich ein für ihre Gemeinschaften, kämpfen täglich um Land, Wasser, Arbeitsplätze und sehen sich trotzdem systematischer Diskriminierung gegenübergestellt, allein deshalb, weil sie Frauen sind.
Dies bedeutet für Frauen sexuelle und physische Gewalt, geringere Chancen, eine Schule besuchen zu dürfen, überdurchschnittliche Vulnerabilität gegenüber HIV sowie fehlender Zugang zu Besitz- und anderen Rechten.
Urbane Armut ist weit verbreitet in Simbabwe und verunmöglicht Frauen den Zugang zu Gesundheitsversorgung sowie Bildung. Mit ansteigender Arbeitslosigkeit nimmt immer auch die Gewalt gegen Frauen zu.
Der Klimawandel verstärkt unfaire Geschlechterverhältnisse. Wo viel Armut ist, verstärkt sich oft die Benachteiligung von Mädchen und Frauen. Aber auch ganz unmittelbar wirkt sich der Klimwandel aus: Wassermangel hat auf Frauen und Mädchen einen besonders starken Effekt hat, da sie das Wasser nach Hause bringen. Die Situation hat sich durch die landesweite Energiekrise verschärft, da wegen den hohen Benzinpreisen vermehrt Brennholz genutzt wird, das die Frauen ebenso suchen müssen.
Bei all dem haben Frauen zu wenig mitzubestimmen. Wo zum Beispiel in politischen Strukturen Entscheidungen gefällt werden, bleiben Frauen an den Rand gedrängt.»
Lesetipp
Über die Jahre hat sich die Diskussion von «Frauen und Entwicklung» über «Frauen in Entwicklung(sprozessen)» zu «Gender und Entwicklung» bewegt. Unter letzterem Titel existiert seit 25 Jahren eine lesenswerte Zeitschrift.