Frauen, Gewalt und Frieden

Frauen, Gewalt und Frieden

Simbabwe ist ein fragiler Staat, dessen Einwohner:innen viel Gewalt als Teil politischer Konflikte erlebt haben. Seit 2000 wurden engagierte Frauen und ganze Gruppen von Frauen, z.B. städtische Markthändler:innen, wiederholt zur Zielscheibe geschlechtsbezogener und sexueller Gewalt.

Auch im Alltag ist geschlechtsbezogene Gewalt ein grosses Problem wie unsere Projektpartnerinnen berichten.

Frauen, egal ob in Simbabwe oder der Schweiz, müssen also vor Gewalt in Beziehungen besser geschützt werden.

Frauen sind auch Täter:innen. Und Frauen sind zentrale Pfeiler für die Friedenspolitik. Ihr Einsatz für gewaltfreie Konfliktlösung ist nicht nur wichtig – er kann auch gefördert werden.

Seit Corona

Die «Shadow Pandemic» (Schattenpandemie) seit dem Ausbruch der Covid-Pandemie ist auch in Simabbwe stark bemerkbar. Der Begriff Shadow Pandemic wurde von der Uno festgelegt, um die Zunahme der häuslichen Gewalt während COVID-19 zu benennen. In Simbabwe ist die häusliche Gewalt in körperlicher, mentaler und sexueller Form um ca. 40% gestiegen. Es machte sich auch stark bemerkbar, dass immer mehr Jugendliche in sexuelle Aktvitäten einbezogen sind. Dies äussert sich in Form von Geschlechtskrankheiten und Teenagerschwangerschaften. Grund dafür ist, dass sie wegen der Schulschliessung zu wenig beschäftigt sind und nicht die nötige Begleitung durch die Pandemie erhalten. Auch das Verheiraten von Mädchen aus finanzieller Not hat zugenommen.

Rechtliche Verfolgung

Am 14. Mai 2020 sind drei junge Politikerinnen entführt und gefoltert worden. Die profilierte und vielfach ausgezeichnete Menschenrechtsanwältin Beatrice Mtetwa sagt es in einem Brief an den Präsidenten Simbabwes deutlich: Es handelt sich um ein Verbrechen, dass gegen Frauen ausgeübt wurde, weil sie sich als Frauen in die nationale Politik einmischten.

Simbabwes fortschrittliche Verfassung als Grundlage für Verbesserungen

In Simbabwe existiert seit 2013 eine Verfassung, welche die Gleichstellung der Geschlechter als ein Grundprinzip der Nation festhält. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, bis die bestehenden Gesetze mit der Verfassung in Einklang sind und umgesetzt werden. Das Engagement vieler Organisationen und Gruppen für Menschenrechte und insbesondere für Frauenrechte ist deshalb zentral für den Aufbau einer gleichberechtigten und friedlichen Gesellschaft. fepa hat Partner:innen in Simbabwe, die Frauen beraten, fördern und vernetzen.

Realität heute

Gewalt an Frauen ist verbreitet in Simbabwe. Das Ausmass festzustellen ist schwierig. Frauen haben viele Gründe, die Täter nicht anzuzeigen. Die Polizei bleibt meist untätig, viele Frauen kennen ihre gesetzlich festgeschriebenen Rechte nicht, sie werden auch mit unsensiblen, anklagenden Fragen gequält oder sogar tätlichen Angriffen ausgesetzt.

Auch die Tatsache, dass die Gesundheitsdienste und die Polizei nicht systematisch Daten zur Gewalt an Frauen erheben, erschwert es, das Ausmass von Gewaltakten festzustellen.

Hier ein paar Zahlen aus Umfragen und wissenschaftlichen Studien:

* Fast die Hälfte aller Frauen hat körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Eine von drei Frauen erleidet sexuelle Gewalt bevor sie 18 Jahre alt ist.

* 43 Prozent der Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren gaben an, dass sie zum ersten Geschlechtsverkehr gezwungen wurden.

* Simbabwe hat eine der weltweit höchsten Raten von Ehen minderjähriger Mädchen: Drei Jahre nachdem Simbabwes Verfassungsgericht Kinderehen als verfassungswidrig erklärte und ein Mindestalter von 18 Jahren festsetzte, hat die Regierung noch keine Strukturen geschaffen, um dieses Gerichtsurteil umzusetzen.

* 6.6 Prozent der Frauen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sind HIV-positiv. In Afrika südlich der Sahara ist geschlechtsbasierte Gewalt hauptverantwortlich für HIV und AIDS Infektionen von Frauen. Männer haben oft aussereheliche Sexualbeziehungen und ihre Frauen haben nicht die Macht, den Gebrauch von Kondomen durchzusetzen. So leben sie in ständiger Angst vor einer Ansteckung.

Ursachen

Die Hauptursache für die geschlechterbasierte Gewalt liegt im Machtgefälle zwischen Männern und Frauen. Frauen sind in vielen Bereichen benachteiligt: Landbesitz, Bildung, Erbrecht usw.

* Es herrscht eine Kultur des Schweigens unter den Frauen. 34.7 Prozent der befragten Frauen gaben an, niemandem erzählt zu haben, dass sie missbraucht werden. Gewalt an Frauen wird als ein Familienproblem angesehen und politische Massnahmen werden daher nicht ergriffen. (Zimbabwe Health and Demographic Survey of 2005-2006).

* Frauen, die kein eigenes Einkommen haben, sind am häufigsten körperlicher Gewalt ausgesetzt, da sie zu 100 Prozent von ihren Ehemännern abhängen. Eine betroffene Frau sagt von sich: «Ich wünschte so sehr, dass ich eine Arbeit hätte. Mein Mann schlägt mich immer mit geballten Fäusten, wenn ich ihm sage, dass wir nichts mehr zu essen haben am Ende des Monats. Ich kann ihn nicht einmal bei der Polizei anzeigen, denn das würde meine Lage nur verschlimmern. Wenn er eingesperrt wäre, könnte ich gar nicht mehr für meine Kinder sorgen..» (Gender Based Violence and its Effects on Women’s Reproductive Health: The Case of Hatcliffe, Harare, Zimbabwe).

* Daten aus Simbabwe zeigen, dass Gewalt von Intimpartnern am häufigsten an Frauen zwischen 15 und 49 Jahren verübt wird. Diese Frauen haben Kinder zu versorgen und sind abhängig von ihren Partnern. 35 Prozent dieser Altersgruppe hat körperliche Gewalt erlitten. Jede dritte Frau erleidet emotionale Gewalt von ihrem Ehemann.

* Der Bildungsstand einer Frau ist entscheidend. In einer wissenschaftlichen Untersuchung wurde ermittelt, dass 77 Prozent der Frauen, die körperliche Gewalt erlitten, nur eine Grundschulbildung hatten, 20 Prozent hatten einen sekundären und 3 Prozent tertiären Bildungsabschluss.

* fepa-Projektpartner PYDC Gender trifft einen Kern der Sache mit der Forderung «Give us books, not husbands» (Gebt uns Bücher, nicht Ehemänner).

Folgen: Gesundheit und Wohlbefinden in Gefahr

Viele Studien haben gezeigt: Überall auf diesem Planten ist geschlechtsbezogene Gewalt ein riesiger und unterschätzter Faktor für Krankheit und Tod.

* Gewalt gegen Frauen hat schwerwiegende psychische, physische und soziale Folgen. Überlebende leiden unter Depressionen, Panikattacken, Schuldgefühlen, Scham und dem Verlust der Selbstachtung. Manchmal werden sie von ihren Partnern und ihren Familien verstossen. Schwangerschaften, gefährliche Abtreibungen, sexuell übertragbare Krankheiten, sexuelle Dysfunktion, chronische Infektionen, die zu Unfruchtbarkeit führen – all dies sind Folgen von Gewaltakten gegenüber Frauen. Sie zerstören die Gesundheit und die Lebensenergie.

* Vergewaltigung und physische Gewalt verursachen mehr Todesfälle von Frauen als andere Faktoren wie Krebs, Verkehrsunfälle, Kriege und Malaria. Jeder fünfte Krankheitstag einer Frau im Alter zwischen 15 und 45 geht auf geschlechtsbezogene Gewalt zurück.

So wird besser verständlich, wieso Cynthia Gwenzi für PYCD nicht nur Koordinatorin in Geschlechterfragen sondern auch «Wellness-Officer» ist. Es geht nicht um Saunalandschaften, sondern um Fragen des Wohlbefindens. Wellness als Überlebensfrage!

Zukunftsperspektiven für die Reduktion von Gewalt…

Das Problem der geschlechtsbasierten Gewalt ist in Zimbabwe erkannt. Die Regierung erarbeitete eine Strategie 2012-15 gegen geschlechterbasierte Gewalt. Doch umgesetzt ist noch nicht viel. Letztlich können solche Veränderungen auch nicht einfach oder alleine von den guten Programmen internationaler Organisationen erreicht werden. Es braucht besonders die vielen engagierten Frauen, zu denen auch unsere Partnerorganisationen YETT und PYCD Gender gehören. Was diese Organisationen tun, können Sie persönlich von den zwei AktivistInnen erfahren.

… und die Stärkung des Friedens

Gleiches gilt für die Stärkung des Friedens und die Transformationen von Konflikten: Die Beteiligung der Frauen an der Basis ist Voraussetzung für den Erfolg. Dafür ist die Ausgangslage nicht gut, solange es an Rechten und Möglichkeiten der Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen fehlt. Auch hier weiss man also, was zu tun ist: Frauen auf allen Ebenen zu stärken, damit alle gleichberechtigt an der Zukunft mitwirken. Tun wirs!

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