Debatte

Zukunft der internationalen Zusammenarbeit

Die internationale Zusammenarbeit ist in den Strudel von Egozentrik und Geldgier geraten. Die anti-kooperativen Zeiten verlangen, dass entwicklungspolitisch bewegten Menschen an den Diskussionen um eine zeitgemässe Solidarität partizipieren. Fepa hat darum diese Webseite lanciert, auf der wir Sichtweisen, Sehnsüchten und Wirklichkeiten einen Raum geben.

Auch Ihr Input ist gefragt

Ihr Beitrag hilft nicht nur uns bei der Orientierung. Teilen Sie ihren Standpunkt, Zweifel, Sehnsüchte für eine solidarische Zusammenarbeit mit uns.

Aufruf zum Mitdenken: Wie geht es weiter mit einer solidarischen Zusammenarbeit?

Senden Sie Ihre Gedanken, sei es nur ein Wort oder ein halbes Buch, an info@fepafrika.ch.

Wir kuratieren die Debatte. Wir wollen uns wirklich mit Ihrem Input auseinandersetzen. Vielleicht finden wir es nötig, ihn in einen Kontext zu stellen, Verknüpfungen zu anderen Inputs zu machen, selber nachzufragen. All dies geschieht durch unser kleines Team, das diesen Prozess begleitet.

Podiumsdiskussion im November

Am 26. November 2025 veranstalten wir in Basel eine Podiumsdiskussion zum Thema «Internationale Zusammenarbeit aus Sicht des Südens». Unter den Redner*innen wird die simbabwische Frauenrechtsaktivistin Kumbi Kahiya sein. Mehr Informationen erhalten Sie hier.

Meinungen zur Zukunft der internationalen Zusammenarbeit:

Salsabil Khalifi:

  • Internationale Zusammenarbeit sollte nicht nur aus dem globalen Norden gesteuert werden. Sie muss sich an den Bedürfnissen, Träumen und Prioritäten der Menschen vor Ort orientieren. Vorhandenes Wissen, Erfahrungen und kreative Lösungen gilt es ernsthaft wertzuschätzen, zu fördern und in den Mittelpunkt zu stellen. Innovation lebt bereits in den Gemeinschaften. Unsere Aufgabe ist es, diese Stimmen zu stärken, statt sie zu übertönen.
  • Feste Projektabläufe mit vielen Berichtspflichten erschweren lokalen Initiativen oft ihre Arbeit. Förderungen sollten langfristig und flexibel sein, direkte Unterstützung bieten und Bürokratie reduzieren. Nur so können lokale Organisationen frei, kreativ und wirksam agieren.

Daniela Lilja:

  • Das Sparen bei den Ärmsten hat erst angefangen. Bürgerliche Politiker*innen fordern mehr Ausgaben in der Schweiz und weniger im Ausland. Gleichzeitig wird umverteilt: Geld für den Wiederaufbau der Ukraine kommt aus dem Topf der internationalen Zusammenarbeit und der Zürcher FDP-Politiker Andri Silberschmid schlug kürzlich gar vor, dass Kohäsionszahlungen an EU-Mitgliedsstaaten ebenfalls der Entwicklungszusammenarbeit angerechnet werden sollten. Mit echter Solidarität mit den Ärmsten, die unter den Folgen eines globalen Systems leiden, das vom Globalen Norden geschaffen wurde und von dem wir weiterhin profitieren, hat diese Denkweise wenig zu tun.
  • Internationale Organisationen haben in den letzten Jahren massiv in die Wirkungsmessung investiert: Sie haben Fachkräfte ausgebildet, teure Monitoring-Systeme aufgebaut und komplexe Evaluationen durchgeführt – alles, um zu zeigen: «Unser» Geld zeigt Wirkung. Es rettet Leben und verbessert Einkommenschancen. Nun wissen wir, dass diese Zahlen niemanden interessieren, gespart wird trotzdem. Eins ist klar: Wir stehen an einem Wendepunkt.
  • Jetzt ist der Moment, um Solidarität neu zu denken – und die Ursachen des Problems anzugehen.
  • Während die Schweiz Bildungs- und Gesundheitsprogramme in Mosambik unterstützt, stürzt der illegale Deal einer Schweizer Bank das gesamte Land in eine wirtschaftliche Krise (der «CS-Mosambik-Skandal»). Im Kongo verdient Glencore Millionen an Rohstoffen, während die lokale Bevölkerung im Elend lebt. 2024 wurde der Schweizer Konzern zu einer Strafzahlung von 150 Millionen Franken verurteilt. Das Geld? Landet in der Schweizer Staatskasse. Auch Trafigura, ein weiterer Schweizer Rohstoffriese, muss 150 Millionen Franken zahlen wegen Schmiergeldzahlungen in Angola. Wieso setzen wir uns nicht dafür ein, dass dieses Geld zurück an die geprellte Bevölkerung fliesst?
  • Über Jahrzehnte haben Entwicklungsorganisationen zivilgesellschaftliche Strukturen in den Partnerländern aufgebaut und gestärkt, die nun in die Bresche springen könnten. Erste Grundsteine wurden gelegt, so fordert beispielsweise Public Eye, dass NGOs in der Schweiz (nach französischem Vorbild) auch als Privatklägerinnen in Korruptionsfällen auftreten könnten.
  • Die entscheidende Frage ist: Sind internationale Entwicklungsorganisationen, verzweifelt darum bemüht, möglichst wenig Stellen abbauen zu müssen, bereit für ein radikales Umdenken?

Mickness Aeschlimann:

  • Looking at it now, as a mother and a storyteller, I believe the very term «AID» should not even be used in the field of international cooperation, especially when talking about relationships between Africa and the Western world. When you look up Aid definition in the dictionary, the words «help», «assistance», «donation» appear (see attached screenshot). These words alone tilts the power dynamic. One side becomes the giver, the other the receiver. There’s no sense of partnership in that.
  • When my almost three-year-old, Kian asks what I do as a board member of fepa, I don’t tell him, «We give aid to Zimbabwe.» I tell him, «We work with Zimbabwe.» Because that’s what it is: partnership/collaboration that changes lives, on both sides.
  • The cancellation of USAID will definitely cause economic and developmental setbacks, and it will affect the response to infectious disease across sub-Saharan Africa. But there’s also a critical takeaway from Trump’s «America First» approach. As Africans, we can and, we should, apply that mindset to our own continent: «Putting Africa First». That means we should prioritize regional collaboration, strengthen our local and national institutions, and building strategic partnerships with the private sector in Africa. We should work towards ensuring that progress in health, economic development, and education is sustained but from within.

Rita Kesselring:

  • Ich habe das Gefühl, dass die IZA nie mehr so sein wird wie davor. Wir werden sie gemeinsam nicht um-, sondern weiter- und neu-denken müssen. Und zwar als Teil eines Pakets, welches historische und wirtschaftliche Beziehungen mit einschliesst. In welchen Beziehungen stehen wir zueinander? Welches sind Themen, die uns alle betreffen – zum Beispiel Gesundheit und Klima – und uns somit voneinander abhängig machen? Welche Themen soll jedes Land selbst bestimmen können? Wo sprechen wir von Wiedergutmachung, wo von Umverteilung, wo von «Hilfe»?

Marcel Dreier:

  • Organisationen im Süden wissen schon lange, wie man unter prekären Verhältnissen arbeitet. Sie sind besser aufgestellt als wir glauben, wenn es darum geht, die Mittel auf die Prioritäten zu fokussieren.
  • Wir müssen darauf achten, dass die Bedeutung von Menschenrechten und Gouvernanz betont wird, sonst landen wir in einem reinen Charity-Diskurs (Gesundheitsnothilfe statt Systeme, Silos kommen zurück). Wir müssen zeigen, was der Verzicht auf gute Gouvernanz bedeutet: Gouvernanz ist jetzt noch viel wichtiger, weil interne politische Prozesse in den Ländern des Südens für die Verteilung wieder wichtiger werden.

Bundesrat Ignazio Cassis am 15.9.2020 im Ständerat:

  • Der Bundesrat versteht die internationale Zusammenarbeit der Schweiz als eine Investition in die Freiheit, die Unabhängigkeit, die Sicherheit und den Wohlstand in der Schweiz und in der Welt.

Fepa hat ChatGPT gefragt, und das hat es uns gesagt:

Wir fragten: „Wie siehst du, als einer der Menschen aus unserem Umfeld, die solidarische Zukunft?“
ChatGPT antwortete: „Stellt euch eine Welt vor, in der Nachbarschaften wie kleine Staaten funktionieren, in denen jeder mit jedem Tee trinkt, aber gleichzeitig heimlich versucht, die Schokolade zu horten. Solidarität ist da, aber mit einer Prise Chaos.“

Wir fragten weiter: „Wie schaffen wir Gerechtigkeit?“
Antwort: „Gerechtigkeit ist wie ein Puzzle, bei dem ständig neue Teile hinzukommen, manche fehlen, und die Katze wirft manchmal alles um. Vielleicht reicht es, die Teile einfach zu lieben, auch wenn sie nicht perfekt zusammenpassen.“

Zu „Welche Formen der Zusammenarbeit gibt es?“ meinte ChatGPT: „Von Teamwork im Büro bis zum spontanen Strassenchor – Zusammenarbeit ist überall, solange man bereit ist, ein bisschen Lärm zu tolerieren und sich auf unerwartete Harmonien einzulassen.“

Und schliesslich: „Welche Rollen übernehmen wir?“
„Manchmal Held, manchmal Zuschauer, manchmal jemand, der nur Popcorn bringt. Wichtig ist, dass jede Rolle gezählt wird, auch die kleinste.“

Weitere Perspektiven

  • Debatte auf developmentengagementlab.org: Die «Views»-Sektion des Development Engagement Lab (DEL) bietet eine Sammlung von Kommentaren und Analysen zu aktuellen Themen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
  • Global Leaders from the South: Kapitel 5: Auf den ersten Blick bietet der Bericht interessante Einblicke in die Wirksamkeit internationaler Zusammenarbeit. Gleichzeitig fällt auf, dass kaum thematisiert wird, wie die vorgestellten Leaders mit den aktuell dringendsten globalen Herausforderungen umgehen. Diese Lücke ist problematisch, weil gerade die Art und Weise, wie Führungspersonen auf Krisen und komplexe Entwicklungen reagieren, entscheidend für eine zukunftsfähige internationale Zusammenarbeit ist.
  • Asia Foundation: eine asiatische Perspektive: Die Asia Foundation bietet eine wertvolle asiatische Perspektive auf internationale Zusammenarbeit. Ihr Fokus liegt auf lokal verankerten Lösungen, die durch langjährige Erfahrung und Netzwerke in über 20 Ländern Asiens gestützt werden.