frauen land

Im Oktober 2021 verabschiedeten 30 Frauen aus verschiedenen lokalen Gruppen und Institutionen in Chipinge eine «Deklaration ländlicher Frauen betreffend Landrechte»

Frauen fordern Landrechte

Im Oktober 2021 verabschiedeten 30 Frauen aus verschiedenen lokalen Gruppen und Institutionen in Chipinge eine «Deklaration ländlicher Frauen betreffend Landrechte»

Die Frauen fordern eine sofortigen Stopp der Vertreibungen von dem Land, das unter den «Customary Land Act» fällt, also nicht an private Eigentümer:innen oder Pächter:innen schriftlich übertragen ist. Die Frauen fordern, dass die Landrechte für alle Frauen gesichert sein sollen, auch für unverheiratete oder Frauen ohne Kinder. Die Deklaration verlangt, dass Frauen und Männer die gleichen Landrechte haben und dass Frauen Entscheidungen über Landnutzung zustimmen oder ablehnen dürfen. Dazu soll auch eine Frauenquote von 50 Prozent in den Komitees gelten, welche über Landnutzung bestimmen.

Die Deklaration fordert zudem, dass Kompensationen für Landenteignungen fair sein müssen und dass der Anstieg der Landpreise im Kontext von Spekulation und Bergbau gestoppt wird.

Die Deklaration

Introduction

The community declaration was conceived when, we the Rural Women of Chipinge in Zimbabwe with support from Platform for Youth and Community Development (PYCD) and Institute for Poverty, Land and Agrarian Studies ([PLAAS) met in Checheche on 05 October 2021. This declaration makes demands  to the Ministry of Lands, Agriculture, Fisheries, Water, Climate and Rural Resettlement  to promote women’s access to use, control, own, inherit and transfer their land and natural resources.

Background

We, the rural women of Chipinge, present these demands  on land rights developed through a consultative process involving representatives of communities and supported  by PYCD and PLAAS. All demands presented below were endorsed by participants.

We demand

  • An immediate stop on forced removals of locals living on customary land especially women and children by the Chipinge Rural District Council.
  • An immediate stop on forced removals of locals living on customary land especially women and children for sugar plantations by Green Fuel.
  • That discovery of gold and diamond minerals must not lead to arbitrary eviction of land rights holders by ALROSA mining companies.
  • That land allocation must prioritise locals especially women rather than foreigners from overseas.
  • That men and women must enjoy the same land rights.
  • That women must have a clear right to say yes or no to developments on their land.
  • An immediate stop in the use of force and violence by investors which includes slashing down crops, confiscating livestock and beating up residents.
  • An end to corruption bribe and undue influence during investor consultation of local leaders like traditional leaders.
  • A review of investment policies that promote ‘land grabbing’ at the expense of the needs of local farmers.
  • Reduction of high rising land prices.
  • Fair compensation that includes alternative productive land and adequate time for relocation in the case of us saying yes to the state/investors taking land for other uses.
  • That compensation must include women and children and not prioritise just men.
  • Fulfilment of promises by the investors like employment of locals.
  • Adequate information on all investments earmarked for our Chipinge district.
  • 50-50 participation of women in traditional leaders’ committees that govern our land.
  • Inclusion of women as traditional leaders.
  • That investors must respect traditional leaders who preside over customary land.
  • Laws that promote joint and equal ownership of land between husband and wife or wives.
  • Clarity on the land rights that are associated with the joint ownership for all family members including the girl child and single ladies with or without children.
  • Secure land rights for all women including single ladies with or without children that are not undermined by other laws such as marital, family, succession and inheritance laws.
  • Support for existing social practises that strengthen poor women’s easy and cheap access to customary land.
  • Banning of social practices that are biased against equal rights for women to inherit, access, own, use and transfer land.
  • Legal recognition of individuals especially women, families and local communities who have been using the land for at least five years.
  • Residential and cropping fields to be held by the family, where beneficiaries are clearly identified , gender inclusive and the list updated all the time.
  • Accountable governance structures of customary lands that consult citizens especially women.
  • Social service delivery like maternal clinics, water, dip tanks for all including women, youth and people living with disabilities.
  • State grants and accessible loans that can empower women who are financially poor to participate in self-help agricultural developmental projects.
  • Restoration of degraded land and soil, including land affected by drought spells and floods caused by recurrent cyclones like Idai.
  • Communal land rights must belong to the citizens and not to the President or Minister.

Women Advocacy Project WAP

WAP – WOMEN ADVOCACY PROJECT

 «Clean Girl» – Mit Flüssigseifen gegen Frühheirat

Mädchen und junge, alleinerziehende Mütter erlernen das Handwerk der Seifenproduktion. Der Verkauf der produzierten Flüssigseife generiert Einkommen für die Teilnehmerinnen und macht sie zumindest teilweise finanziell unabhängig. Damit sind sie in der Lage, Schulgelder eigenständig zu begleichen und sind weniger verletzlich, früh und gegen ihren Willen verheiratet zu werden.

Aktuelles

Auf unserer Newsseite finden Sie das Neuste zu dieser Partnerschaft.

Mit finanzieller Unabhängigkeit in eine selbstbestimmte Zukunft

In Simbabwes verarmten Vorstädten gibt es kaum Zugang zu WASH (Wasser, Sanitäranlagen, Hygiene). Im krisengeschüttelten Land steigt die Zahl der Teenager-Mütter. Frühheirat ist in Simbabwe zwar gesetzlich verboten, dennoch ist diese Praxis landesweit nach wie vor verbreitet und auch in den Townships um Harare ein bestehendes Problem. Die Betroffenen haben kaum ökonomische Überlebensmöglichkeiten und sind in der Folge besonders verletzlich gegenüber ausbeuterischen Verhältnissen, z.B. innerhalb der Sexarbeit. Ihre Kinder wachsen in Armut auf. Diese Teenagermütter sowie von Frühheirat betroffene oder gefährdete Mädchen sind die Zielgruppe dieses Projektes. Im Fokus stehen vor allem Armutsreduktion sowie das Verhindern von Kinderehen und Teenagerschwangerschaften. Durch ihre Präsenz in der Gemeinschaft werden die Teilnehmerinnen selbst zu Botschafterinnen gegen Kinderheirat und Ansprechpartnerinnen für Gleichalterige.

Das Projekt organisiert kleine Gruppen von verletzlichen Mädchen und Frauen und begleitet ihre wöchentlichen Treffen. An diesen Treffen wird Flüssigseife produziert, der Verkauf organisiert und gegenseitige Hilfestellung in sozialen und ökonomischen Fragen geleistet. Die Treffen bieten einen geschützten Raum für die Teilnehmerinnen. Die Teilnehmerinnen werden von WAP 12 Monate lang begleitet – das Ziel ist, dass sie anschliessend selbstständig Seife herstellen und vermarkten können.

WAP Gründerin Constance Mugari und ihr Mann sind mit vollem Einsatz für den Schutz der jungen Frauen da. Sie sind überzeugt: «Die Armut bringt die Mädchen in Gefahr. Weil sie kein Geld zur Verfügung haben, werden sie von der Schule genommen, früh schwanger, verheiratet und manchmal gar in die Sexarbeit getrieben.» Constance Mugari, ihr Ehemann sowie ein kleines Team von Ambassadors haben sich zum Ziel gesetzt, in den Bereichen Kinderheirat, Teenagerschwangerschaften sowie Zugang zu Bildung positiven Wandel anzutreiben. WAP kämpft seit 2012 mit Kompetenz und Engagement für den Schutz und die Rechte junger, benachteiligter und marginalisierter Mädchen und Frauen und bestärkt sie dadurch auf ihrem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.

WAP arbeitet in 6 Townships von Harare, wo die Armutsrate hoch ist – vor allem seit dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie.

fepa PartnerorganisationWAP (Women Advocacy Project)
OrtHarare, Simbabwe
ZielgruppeMädchen und junge, alleinerziehende Mütter, die gefährdet sind, frühverheiratet zu werden
fepa Beitrag 2021-226-15’000
fepa Beitrag 2023-2555’000

Mit Ihrer Spende zugunsten dieses Projektes…

Unterstützen Sie Mädchen und junge, alleinerziehende Mütter dabei, finanzielle Unabhängikeit zu erlangen, um ihre Schulgelder eigenständig zu begleichen. Damit sind sie weniger verletzlich dafür, jung und gegen ihren Willen verheiratet zu werden. Mit den Worten unserer Partner:innen: «Give us books, not husbands»!

Spenden für ein selbstbestimmtes Leben

Weiterführende Informationen

Finanzielle Unterstützung

  • Gemeinde Baar

MenEngage

Men Engage

Junge Männer in Simbabwe und in der Schweiz setzen sich für die Geschlechtergerechtigkeit ein und setzen sich kritisch mit Männerrollen auseinander.

Aktuelles

  • Nach zahlreichen Diskussionen über Männlichkeit, Gleichstellung und Gender und einem Beachvolleyballevent «SPIEL FÜR DIE FREIHEIT UND GLEICHHEIT DER GESCHLECHTER» geht MenEngage in eine Pause und ist im Februar wieder zurück mit neuen Aktivitäten.

Interkulturelles MenEngage Projekt

Das MenEngage Projekt von fepa und der Partnerorganisation PYCD ist eine partnerschaftliche Initiative, mit der wir als Männer unseren Beitrag leisten damit das UNO-Nachhaltigkeitsziel 5 (Geschlechtergerechtigkeit) realisiert wird. Zusammen gestalten wir ein Bildungs- und Aktivitätenprogramm für einen interkulturellen Austausch, in dem sich eine agile Projektgruppe mit Leuten aus der Schweiz und Simbabwe für die Gleichstellung von allen Geschlechtern einsetzen. Dabei diskutieren wir zusammen mit Interessent*innen, vor allem Jungen und Männern aus beiden Ländern, über häusliche Gewalt, geschlechterbasierte Gewalt, Lohnungleichheit und den Mangeln an Anerkennung von Care-Arbeit (Betreuungs-, Pflege- und Hausarbeit). Diese kritische Auseinandersetzung mit der Männlichkeit erreichen wir in Gruppengesprächen online und persönlich sowie bei Sportaktivitäten und sensibilisieren und unterstützen die Teilnehmer*innen dadurch in ihrer Entwicklung.

  • Ziel: Das Projekt fördert eine nachhaltige, kritische Auseianandersetzung mit Männlichkeit, wobei Jungen und Männer in Onlinegruppen, persönlichen Gruppengesprächen und bei Sportaktivitäten durch einen fachlichen Orientierungsrahmen aufgeklärt und sensibilsiert werden. Die Projektteilnehmer*innen tragen mit ihrer Partizipation zu einem gesellschaftlichen und individuellen Transfomationsprozess ihren Anteil zur Geschlechtergleichheit bei.
  • Ansatz zur Geschlechtergerechtigkeit: «holding accountable» (Sich-Verantwortlich-Machens mit Blick auf häusliche und sexuelle Gewalt oder Sexismus im Alltag); «Men engage» (Männer setzen sich kritisch mit eigener Rolle auseinander und leisten Beitrag zur Geschlechtergleichheit)
  • Interkultureller Austausch: Unsere Projektarbeit geht davon aus, dass wir vom interkulturellen Austausch profitieren. Dass wir davon neue Sichtweisen auf Geschlechterrollen und frische Ideen für unser Engagement gewinnen. Und nicht zuletzt, dass der interkulturelle Kontakt zwischen Men Engage-Clubs attraktiv für junge Männer ist, damit sie sich auf das Thema einzulassen bereit sind.

Als Männer führen wir eine interkulturelle Debatte über postive Männerrollen und machen uns gemeinsam stark für Veränderungen von uns selber und unserem männlichen, oft patriarchalen Umfeld. Das interkulturelle Projekt setzt sich konkret mit den oben erwähnten Themen auseinander. Die Auseinandersetzung findet regional, national und international statt. Der Diskurs mit Interessierten wird themenspezifisch in Gruppen geführt. In den Gruppen wird kritisch über männliche Rollenbilder gesprochen und Events zur Gleichstellung der Geschlechter werden organisiert.


Das Projektteam fördert den Diskurs unter Jungen und Männern: mit Aktivitäten wie Online-Meetings, Social Media Kampagnen, Sportaktivitäten, Berichten und Interviews mit beispielsweise Rollenmodellen und Vorbildern. Wir bauen also einen grenzüberschreitenden Raum für Diskussion, dokumentieren unsere Lösungen und Beiträge und wir werden sichtbar für andere, die sich auch bewegen lassen.


Diese Aktivitäten wirken gegen die Ungerechtigkeit und Ungleichheit zwischen Männern und Frauen.

Bleib dran!

Bist Du gespannt, was wir dank unserer interkulturellen Zusammenarbeit an Dynamik und Bewegung schaffen? Interessiert Dich, wie Männer in einen anderen Land die Situation erleben und wie sie mit Fragen rund um ihre Männlichkeit umgehen? Schliesse Dich uns an:

  • Kontaktiere uns per Telefon (061 681 80 84) Mail (niklas.lindenthal@fepafrika.ch), Facebook oder Instagram
  • Schliesse dich unserer Whatsapp Gruppe an, wo wir dich über aktuelle Veranstaltungen informieren und uns zur Gleichstellung der Geschlechter austauschen

Men Engage Alliance

MenEngage ist eine globale Allianz, die ihre Mitglieder bewegt sich für Geschlechtergerechtigkeit, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Dabei sollen sich Jungs und Männer mit Problemstellungen zu verschiedenen Themen auseinandersetzen und die Handlungen von sich und ihrem maskulinen Umfeld kritisch hinterfragen. Weltweit beschäftigen sich engagierte Jungs und Männer mit Themen wie sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte, HIV und Aids Vorbeugung sowie Behandlung, Geschlechterbasierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen, LGBT*QIAP-Rechte, Reduzierung von Gewalt zwischen Männer und Jungen und Handlungen zu Massnahmen die die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern aufrechterhalten. Des Weiteren soll die sexuelle Ausbeutung von Kindern, sexueller Missbrauch und Menschenhandel verhindert werden. Die Unterstützung der positiven Beteiligung von Männern an der Gesundheit von Müttern und Kindern, als Väter oder Betreuer wird gefördert und unterstützt.

SDG Agenda 2030

SDG Agenda 2030

fepa engagiert sich für und im Rahmen der UNO-Nachhaltigkeitsziele (Agenda2030; Sustainable Development Goals SDG). Diese Ziele betreffen nicht nur den Süden, wo wir mit unseren partnerschaftlichen Projekten zum Erreichen diverser Ziele beitragen. Auch in der Schweiz gibt es wichtige Hebel für eine nachhaltige Entwicklung auf globaler Ebene: Im Klimaschutz dürfen wir unsere Fahrerflucht nicht fortsetzen. Und unsere Innen-, Wirtschafts- und Standortpolitik muss in Sachen Steuervermeidung und Investitionspolitik die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit analysieren – und dabei berücksichtigen, dass Menschen im globalen Süden Rechte haben, die unser Handeln bestimmen müssen.

Informationen zu schweizerischen zivilgesellschaftlichen Perspektiven und Engagements für die Nachhaltigkeitsziele gibt es hier:

Die Rolle der Zivilgesellschaft

Die Nachhaltigkeitsziele sehen für die Zivilgesellschaft eine aktive Rolle vor. Tatsächlich ist es nicht vorstellbar, wie eine nachhaltige Entwicklung ohne Beteiligung der BürgerInnengesellschaft möglich wäre. Umso mehr macht es Sorge, wenn der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement eingeschränkt wird. Darum engagiert sich fepa für die Zivilgesellschaft in den Ländern, in denen wir aktiv sind.

Frauen und Entwicklung

Frauen und Entwicklung

Frauen* haben gleiche Rechte wie Männer und tragen zu allen Entwicklungsprozessen bei. Darum soll die Lage von Frauen verbessert werden.
Es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse, die den Eindruck erwecken, Männer würden wichtigere Rollen bei der Verbesserung der Welt spielen: Seit 1901 wurden 90 Männer und bloss 17 Frauen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, und am WEF waren unter den 3‘000 geladenen Gästen nur 24% Frauen.

Entwicklung braucht Geschlechtergerechtigkeit

Anderseits ist «die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern eines der grössten Hindernisse für nachhaltige Entwicklung, ökonomisches Wachstum und Armutsreduktion», wie die DEZA schreibt.
Die UNO hat darum die Geschlechtergerechtigkeit zu einem Ziel der Nachhaltigkeitsagenda gemacht (Ziel 5): «Wir erkennen, dass die Gleichheit zwischen den Geschlechtern und die Ermächtigung der Frauen und Mädchen einen entscheidenden Beitrag zum Fortschritt leistet. Die Menschheit kann ihr volles Potential nicht ausschöpfen, solange der Hälfte der Menschen ihre Menschenrechte und Möglichkeiten verwehrt bleiben.» Die Wissenschaft untermauert diese politischen Statements.

Ökonomische Entwicklung: Kein Wachstum ohne Frauen


1984 präsentierte die UNO einen ersten Bericht zur Rolle der Frauen in der Entwicklung. Damals ging es noch stark um den Beitrag der Frauen zum Wirtschaftswachstum. Der UNO entging damals schon nicht, dass viele arbeitsintensive Produktionsprozesse im Industriesektor in den globalen Süden verlagert wurden. In den speziellen Exportzonen betrug der Anteil von Frauen in Industriebetrieben oft bereits über 80%. Frauen würden von diesen Verschiebungen zwar auch profitieren, aber der Bericht verwies auf die Notwendigkeit, für Frauen im Industriesektor Verbesserungen zu erreichen. Damals war auch schon bekannt, dass Frauen in der Landwirtschaft eine riesige Rolle übernehmen und dass es darum bei der Förderung von Frauen im Umfeld der landwirtschaftlichen Produktion nicht nur um Gleichstellungsfragen ging, sondern auch um das «Wachstum». Und dann vergass der Bericht nicht eindringlich darauf hinzuweisen, dass man den Frauen in der Wissenschaft und Technologie sowie in der Finanzwirtschaft mehr Gewicht geben müsse, um Entwicklung zu stärken.
Seither ist viel passiert – und doch irgendwie zu wenig. Vor allem hat man neue Problemstellungen erkannt. Im neuesten Bericht 2019 geht es zum Beispiel um die Rolle der Frauen bei der unbezahlten Arbeit. Mehr zu den wirtschaftlichen Fragen finden Sie hier.

Soziale Entwicklung


Bei fepa glauben wir aber nicht nur an die Rolle der Frauen als wirtschaftliche Kraft. Die Gleichberechtigung der Frauen ist eine Voraussetzung für Frieden und Würde und damit auch für eine nachhaltige Entwicklung. Nur wenn Mädchen und Frauen sich in jeder Hinsicht frei und nach ihren Möglichkeiten entwickeln dürfen, prosperieren Gesellschaften vollumfänglich.
Darum setzen wir uns seit den frühen 1960er Jahren für Frauen ein – als Teil unserer Entwicklungs- und Friedensarbeit. Dass diese seit jeher stark von Frauen geprägt wurde, ist sicherlich ein Hauptgrund für die Sensibilität, welche fepa schon immer für Fragen der Frauenrechte und der Frauenförderung hatte. Mehr zu fepa und unserem Einsatz für Frauenanliegen finden Sie hier.
Weil unser Entwicklungsbegriff also weiter ist als nur ökonomische Entwicklung und Wachstum, glauben wir, dass auf einer ganzen Reihe von Gebieten Frauen nicht nur eine Rolle spielen, sondern dass wir wichtige Verbesserungen erreichen müssen, um eine wirklich werthaltige Entwicklung zu machen.

Hindernisse für die Entwicklung von (jungen) Frauen in Simbabwe

Roswita Katsande, Direktorin der simbabwischen Jugendorganisation YETT beschreibt die aktuelle Situation für Frauen in Simbabwe so:
«Frauen werden hier als für die häusliche Sphäre verantwortlich gesehen und sollen die Kinder aufziehen.

Junge Frauen im urbanen Simbabwe treffen täglich auf viele Schwierigkeiten, die einem ungleichen Machtverhältnis der Geschlechter entstammen. Sie setzen sich ein für ihre Gemeinschaften, kämpfen täglich um Land, Wasser, Arbeitsplätze und sehen sich trotzdem systematischer Diskriminierung gegenübergestellt, allein deshalb, weil sie Frauen sind.

Dies bedeutet für Frauen sexuelle und physische Gewalt, geringere Chancen, eine Schule besuchen zu dürfen, überdurchschnittliche Vulnerabilität gegenüber HIV sowie fehlender Zugang zu Besitz- und anderen Rechten.

Urbane Armut ist weit verbreitet in Simbabwe und verunmöglicht Frauen den Zugang zu Gesundheitsversorgung sowie Bildung. Mit ansteigender Arbeitslosigkeit nimmt immer auch die Gewalt gegen Frauen zu.

Der Klimawandel verstärkt unfaire Geschlechterverhältnisse. Wo viel Armut ist, verstärkt sich oft die Benachteiligung von Mädchen und Frauen. Aber auch ganz unmittelbar wirkt sich der Klimwandel aus: Wassermangel hat auf Frauen und Mädchen einen besonders starken Effekt hat, da sie das Wasser nach Hause bringen. Die Situation hat sich durch die landesweite Energiekrise verschärft, da wegen den hohen Benzinpreisen vermehrt Brennholz genutzt wird, das die Frauen ebenso suchen müssen.

Bei all dem haben Frauen zu wenig mitzubestimmen. Wo zum Beispiel in politischen Strukturen Entscheidungen gefällt werden, bleiben Frauen an den Rand gedrängt.»

Lesetipp

Über die Jahre hat sich die Diskussion von «Frauen und Entwicklung» über «Frauen in Entwicklung(sprozessen)» zu «Gender und Entwicklung» bewegt. Unter letzterem Titel existiert seit 25 Jahren eine lesenswerte Zeitschrift.

Stoppt Entführungen, Gewalt und Folter in Simbabwe!

Stoppt Entführungen, Gewalt und Folter in Simbabwe!

Dieser Tage erschüttert eine weitere Gewalttat Simbabwe. Sie zeigt eine bösartige Seite der politischen Unkultur in diesem Land im südlichen Afrika, das im April eigentlich den vierzigsten Jahrestag seiner Befreiung aus der (kolonialen) Unterdrückung hätte feiern sollen.

Am 14. Mai 2020 wurden drei junge Oppositionspolitikerinnen, darunter die 26-jährige Joanah Mamombe, Mitglied des nationalen Parlaments, während einer Demonstration gegen die Massnahmen des COVID-19-Lockdowns von der Polizei verhaftet. Danach verschwanden sie während eines Tages und einer Nacht von der Bildfläche. Nach eigenen Aussagen wurden sie in eine andere Stadt entführt und dort gefoltert. Sie befinden sich jetzt in Spitalpflege. Die Täter sind bisher nicht bekannt, aber der Verdacht besteht – wieder einmal –, dass es sich um Täter aus dem Umfeld des staatlichen Sicherheitsapparates handelt.

Diese Art von Übergriffen kommt in Simbabwe seit vielen Jahren immer wieder vor. Sie sind geradezu zentral für die Einschränkung der Demokratie in Simbabwe. Denn es gibt eine unsichtbare Grenze, hinter der Entführung, Folter und manchmal der Tod auf jene wartet, die ihre Meinung zu kräftig oder zu öffentlich kundtun. Der Fall von Jestina Mukoko ist noch nicht vergessen. Rund um die Proteste und Wahlen im Jahr 2008 waren junge Frauen Opfer schwerer Übergriffe geworden.

In den sozialen Medien hat sich seit dem Abtritt Mugabes ein Diskurs breitgemacht, ob diese Entführungen nur vorgetäuscht seien. Die Art, wie dieses Thema diskutiert wird, ist nicht nur verletzend, sondern lenkt auch völlig von der Tatsache ab, dass die Polizei in den letzten Jahren keine der Entführungen erfolgreich untersucht hat. Die Täter kommen immer davon. Darum sprechen wichtige Stimmen aus der Menschenrechtsbewegung auch von ‚state-sponsored violence‘.

Ein Update

Eine der drei Frauen, Netsai Marova, ist nach Europa geflohen und erhielt Flüchtlingsstatus. Das genaue Land verschweigt sie aus Sicherheitsgründen. Ihre Flucht war nervenaufreibend, nicht zuletzt weil die Behörden 2020 ihren Pass eingezogen hatten. Vom Gericht wurde sie vom Fall ausgeschlossen, damit der Prozess gegen Cecilia und Joanah weitergehen könne. Der Vorfall beschäftigt sie noch immer sehr. [1]

Der Staat in der Pflicht… und die UNO auch

  • Es kann nur eine Antwort des Staates geben: es braucht unabhängige Untersuchungen der Vorfälle; die Resultate müssen öffentlich sein. fepa unterstützt den Aufruf, dass der UN-Sonderberichterstatter über Folter, Nils Melzer, sich für eine solche Untersuchung stark machen soll.
  • Die Sicherheitsorgane müssen die demokratischen Freiheiten schützen, statt die Unterdrückung der freien Meinungsäusserung zu stützen. Diese Forderung hat der UN-Sonderberichterstatter zum Recht auf Versammlungsfreiheit bereits im letzten September gestellt.

Simbabwe war Thema in der 44. Sitzung des UN Menschenrechtsrates in Genf.

Weitere Informationen:

Statement der fepa-Partnerorganisation Youth Empowerment and Transformation Trust

Eindringlicher Brief der Menschenrechtsanwältin Beatrice Mtetwa an den Präsidenten Simbabwes

Thread des Menschenrechtsanwalts Coltart auf Twitter

Menschenrechtsrat der UNO: Simbabwe-Seite

[1] Update der Independent-Zeitschrift, Dezember 2022

Frauen und Gesundheit

Frauen und Gesundheit

Alle Menschen haben ein Recht auf Gesundheit. Gute Gesundheit ist wichtig für vollen Lebensgenuss. Krankheit hingegen ist ein wichtiger Risikofaktor für Armut. [1] Das gilt für Einzelne, aber auch für ganze Staaten, die, wie Simbabwe, unter den Auswirkungen der HIV-Epidemie leiden.

Gesundheit und Ungleichheit

In Simbabwe, wie in anderen Ländern südlich der Sahara, sind Frauen relativ stark in ihrer Gesundheit beeinträchtigt: man spricht in diesem Zusammenhang von einem sogenannten «health burden», also einer Gesundheitslast. Diese Last ist stark durch Ungleichheit beeinflusst. Damit beschäftigt sich ein Bericht [2] aus dem Jahr 2016 mit Daten aus vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara (auch aus Simbabwe, für den Zeitraum 2010-2011). Nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern auch zwischen Frauen gibt es grosse Ungleichheiten. Am grössten sind diese, wenn es um Geburten und Schwangere geht – in ganz Afrika südlich der Sahara erhalten nur rund die Hälfte der schwangeren Frauen die grundlegendste medizinische Unterstützung. Die wichtigsten Faktoren, die diese Ungleichheiten erklären, sind Bildungsstand, die finanzielle Situation sowie der Wohnort, bzw. die Erreichbarkeit medizinischer Einrichtungen. Bei jungen Frauen unter 20 ist es zudem entscheidend, ob diese verheiratet sind oder nicht – früh verheirate Mädchen haben eine deutlich höhere Gesundheitslast.

In Simbabwe sind medizinische Angebote für Schwangere nur mittelmässig ausgebaut. Dabei sind gerade gute Gesundheitssysteme für Schwangere und Gebärende also von höchster Bedeutung, um die Leben von Frauen zu schützen. In Simbabwe berichtet UNICEF von einer Sterberate von 581 Frauen auf 100‘000 Lebendgeburten. [3] Zum Vergleich: In der Schweiz sterben bei 100‘000 Geburten 7 Frauen. [4] Das Ziel der Nachhaltigen Entwicklungsziele ist ein globaler Schnitt von 30 Frauen auf 100’000. Angesichts der aktuellen Krise im öffentlichen Gesundheitswesen (man sagt, es liege im Koma), dürfte Simbabwe in den letzten Monaten grosse Rückschritte gemacht haben. Als Land mit einer sehr hohen Rate an HIV-infizierten sind in Simbabwe ist immerhin der Zugang zu Familienplanung und zu HIV-Tests in Simbabwe relativ gut. Die HIV-Ansteckungsquote betrug 2018 in Simbabwe 12.7% (der 15-49-jährigen). [5] Wenngleich der Wert gesunken ist, bleibt die Zahl weiterhin hoch. Dabei sind die jungen Frauen von einem besonders hohen Infektionsrisiko betroffen: auf einen jungen Mann, der sich infiziert, kommen heute 2.5 Mädchen und junge Frauen.

Gesundheit und Geschlechternormen

Patriarchale Geschlechtsbilder und –vorstellungen haben, genau wie soziale Ungerechtigkeit, auch eine Auswirkung auf die weibliche Gesundheit. Im Fall von HIV hängt dies vor allem mit der hohen Exposition junger Frauen gegenüber älteren Männern zusammen. Viele Frauen leisten gelegentlich Sexarbeit und sind dann einem hohen Risiko ausgesetzt. Nicht nur, dass Freier Kondome ablehnen. Oft ist es auch die Polizei, die die Frauen belästigt. [6] Rund die Hälfte der regelmässigen Sex-Arbeiterinnen trägt das HI-Virus in sich.

Abhilfe dank Normveränderung…

Eine im Dezember 2019 im Fachmagazin Lancet publizierte Vergleichsstudie untersuchte Programme, die Gesundheitsinterventionen mit einem Engagement gegen Geschlechterungleichheit kombinierten und die dank umfassender Evaluation wichtige Einblicke im Hinblick auf zukünftige Massnahmen ermöglichen. [7] Laut den Autor:innen zeichnet sich ab, dass Ansätze besonders erfolgsversprechend sind, wenn sie

  • Mehrere Sektoren involvieren (also Zivilgesellschaft, Regierung und Privaten einbeziehen)
  • Auf verschiedenen Ebenen und durch verschiedene Akteure handeln (also zum Beispiel in den Gemeinschaften und im übergeordneten Gesetzesraum agieren)
  • Vielseitige Aktivitäten verbinden
  • aktive Teilnahme und sogar Ermächtigung beinhalten

Die Studie weist besonders auf die Grenzen von Programmen hin, die sich fast ausschliesslich auf die Gesundheit  und Gleichstellung von Individuen konzentrierten. Hier besteht sogar eine gewisse Gefahr eines Backlashs sowohl für die Einzelnen, als auch insgesamt. Darum, so die Studie, würden «gesellschaftliche und strukturelle Elemente restriktiver Geschlechternormen die Anstrengungen untergraben… und Verbesserungen der Gesundheit ausserhalb holistischer, systemischer Ansätze erschweren.» Oder einfacher: Wer an den gesellschaftlich verankerten Normen rüttelt, wird langfristig mehr Erfolg haben.

… und aktiver Mitwirkung der Menschen

Aber eben: Normen lassen sich auch nicht verordnen. Also bleiben die Mitglieder der Zielgruppen wichtig: Sie müssen gemäss der Studie im Lancet involviert werden, denn ihre gemeinsame Reflektion in der Gruppe und Gemeinschaft ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg.

Vergessen Sie nicht, uns fepa zu folgen und zu liken, um regelmässige Updates zu sehen!

Fussnoten und links

[1] Vgl. «Health for all within a Generation», Manifest von MMS-Netzwerks (Medicus Mundi Schweiz)

[2] Inequalities in Women’s And Girls’ Health Opportunities And Outcomes: A report from Sub-Saharan Africa

[3] UNICEF, Report

[4] NZZ vom 8.10.2006

[5] UNAIDS 2019

[6] https://www.avert.org/professionals/hiv-around-world/sub-saharan-africa/zimbabwe

[7] Characteristics Of Successful Programmes Targeting Gender Inequality And Restrictive Gender Norms For The Health And Wellbeing Of Children, Adolescents, And Young Adults: A Systematic Review

Frauen und Wirtschaft

Frauen und Wirtschaft

Frauen spielen in der Gesamtwirtschaft Simbabwes eine riesige Rolle und leiden gleichzeitig unter einer Reihe von Benachteiligungen. Als grobes Fazit muss man festhalten: Frauen arbeiten mehr als Männer und sind grösseren Risiken ausgesetzt.
Simbabwische Frauen sehen es als ihre Aufgabe, die Familie zu ernähren. Sie stehen frühmorgens auf, machen den Haushalt und dann gehen sie an den Arbeitsplatz.
Frauen, die ökonomisch gestärkt sind, neigen dazu, andere Menschen um sie herum zu ermächtigen, einschließlich ihrer Kinder, Familien und der gesamten Gemeinschaft.

Frauen auf dem Arbeitsmarkt

Frauen machen Karriere und sind erfolgreich. Aber die Widerstände sind oft sehr gross, wie Rosewita Katsande vom Jugendnetzwerk YETT berichtet, die den Arbeitsmarkt und Frauenkarrieren seit vielen Jahren beobachtet.

Arbeitslosigkeit und Arbeit im informellen Sektor

Viele Frauen mit Berufsausbildung sind arbeitslos, vor allem in den Städten. Eine Studie mit fast 6‘000 jungen Simbabwer:innen zeigte, dass Frauen nur eine halb so grosse Chance auf eine Anstellung im formellen Sektor haben: nur gerade 5.2% aller Frauen arbeiten unter einem richtigen Arbeitsvertrag. Umgekehrt sind deutlich mehr Frauen als Männer im informellen Sektor tätig. Allerdings sind die meisten Arbeitgeber im informellen Sektor Männer, wie eine Studie der internationalen Arbeitsorganisation ILO zeigte. In den letzten Jahren sind Frauen vermehrt in Männerdomänen aktiv, dazu gehören auch kleinste Minen oder Steinbrüche.
Zwar gibt es für den informellen Sektor auch informelle Sozialversicherungssysteme, aber viele Frauen können keine regelmässigen Beiträge leisten. Auch die Gesundheitsversicherungen sind für diese Frauen und ihre speziellen Bedürfnisse wenig zugänglich.
Viele Frauen müssen mehr als einen Job bewältigen um genügend Einkommen und eine stabile finanzielle Situation zu haben. Eine grosse Zahl der Frauen arbeitet darum mehr als 70 Stunden pro Woche. Die YETT Studie zeigte auch einen enorm hohen Anteil von Frauen, die regelmässig oder vorübergehend mit Sexarbeit einen Nebenerwerb bestreiten.

Frauen auf dem Land

Auf dem Land sind die Arbeitslosenraten unter den jungen Menschen niedriger als in der Stadt. Hier leben die Menschen immer noch von der Landwirtschaft. Obwohl Frauen eine entscheidende Rolle im Agrarsektor spielen, sind sie stark marginalisiert. Frauen in ländlichen Gebieten arbeiten gemäss aktuellen Studien 16 bis 18 Stunden am Tag. Während Männer nur rund 45 Prozent der Leistungen im Agrarsektor beitragen, ist der Prozentsatz der Frauenbeteiligung auf 55 Prozent gestiegen. Aufgrund der kulturellen Normen sind Frauen jedoch ihren Ehemännern/Partnern untergeordnet und so treffen Männer Haushaltsentscheidungen, über Grundbesitz, Finanzen und alle wertvollen Nutztiere in letzter Instanz, oft ohne vorherige Absprache mit ihren Frauen.
Die Grundlage für die ländliche Wirtschaft ist der Zugang zu Land. Dieser wird Frauen oft verwehrt. Witwen zum Beispiel gehen regelmässig leer aus bei der Verteilung des vererbten Landes ihres verstorbenen Gatten. Auch grosse Investitionsprojekte haben oft besonders negative Auswirkungen auf die Frauen, wie das Beispiel in Chisumbanje zeigt. In den Gebieten, wo die sogenannten Fast Track Land Reform durchgeführt wurden zeigt sich insgesamt auch, dass Frauen benachteiligt wurden.

Land ist eines der markantesten Bespiele, wie Frauen vom Zugang zu Produktionsmitteln ausgeschlossen werden. Das gilt auch für den Kapitalmarkt. Der finanzielle Status der Frauen in Simbabwe ist deutlich niedriger als jener der Männer. Die Erfahrungen in unserem Pilotprojektgebiet zeigen, dass Frauen praktisch keinen Zugang zu kommerziellen Krediten erhalten, vor allem weil sie in einer Welt, in der sie faktisch von Eigentums- und Erbrechten ausgeschlossen sind, keinerlei Sicherheiten einbringen können. Der in anderen Ländern vorhandene Mikrobankensektor ist in Simbabwes ländlichen Gebieten vollständig abwesend.

«Armut wird weiblicher»


Gerade im Landwirtschaftssektor finden wir viele Faktoren, die Frauen benachteiligen: die landwirtschaftliche Produktion zahlt Frauen niedrigere Löhne, die kommerzielle Landwirtschaft (und Männer) verdrängen Frauen vom Land und machen insbesondere Druck auf Produzent:innen, der sich auf die Arbeits- und Anstellungsverhältnisse überträgt. An vielen Orten werden Frauen also in einen Arbeitsmarkt gedrängt, der ihnen ungenügende und unfaire Löhne zahlt. Das hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass bäuerliches Wirtschaften Frauen (und Kinder) in arbeitsintensiven Zeiten mobilisiert während regelmässig anfallende Tätigkeiten eher von Männern erfüllt werden. «Die Armut hat das Gesicht einer Frau», schreibt eine Simbabwerin, oder, um es in der Fachsprache zu googlen: «Feminization of Poverty»

Haushaltsarbeit und unbezahlte Arbeit

Dass Frauen sehr viel unbezahlte Arbeit im Haushalt, bei der Kindererziehung oder der Pflege von kranken oder von alten Menschen leisten, ist ein globales Phänomen, das von den Wirtschaftswissenschaften sträflich vernachlässigt wird.

Frauen, die an Orten leben, wo die Infrastruktur schlecht ist, verbringen noch viel mehr Zeit mit Arbeiten rund um die Haushalt. Eine Studie der englischen NGO Oxfam errechnete, dass Frauen aus den ärmsten Haushalten jeden Tag durchschnittlich 40 Minuten mehr mit Feuerholzsammeln und Wasserholen verbringen, als ökonomisch bessergestellte Frauen. Im Laufe eines ganze Frauenlebens macht das ein volles Jahr aus. Mädchen aus diesen Haushalten müssen sich sieben Stunden pro Woche mehr um den Haushalt kümmern. Das wirkt sich natürlich auch auf die Ausbildung aus!
Das heisst eben auch, dass Frauen früher zu arbeiten beginnen als ihre männlichen Geschwister. Schon im Kindesalter erwartet man von Mädchen, dass sie im Haushalt mitarbeiten. Mehr dazu im Kapitel Generationen.
Gerade in Ländern wie Simbabwe, wo HIV sehr weit verbreitet ist, ist zusätzlich auch noch die Zahl derjenigen reduziert, die überhaupt solche Aufgaben übernehmen können. Die Internationale Arbeitsorganisation stellte fest, dass in Simbabwe auf 4 Leute, die pflegen können fast 3 Personen kommen, die sie pflegen müssen. Die HIV-Epidemie hat viele ältere Menschen, und gerade Grossmütter, mit vielen zusätzlichen Aufgaben belastet.
Familien, die es sich leisten können, stellen in Simbabwe Haushalthilfen ein. Die Regierung hat einen Minimallohn festgehalten für diesen Sektor. Bei der letzten Anpassung im September wurde ein Lohn von rund 170 Zimbabwe Dollars festgelegt, wenn Hausangestellte gratis am Arbeitsort wohnen können. Das wären zum heutigen Kurs weniger als 10 USD. Aktuell kann sich eine Hausangestellte mit einem solch Lohn gerade noch zwei 10-Kilosäcke Mais kaufen.

Der Klimawandel macht die Sache für viele Frauen und Mädchen noch schlimmer. Nicht nur, dass er Ertrags- und Einkommensausfälle bringt und so die Armut verstärkt, was sich wiederum nachteilig auf die Chancen von Frauen auswirkt. Mit dem Klimawandel steigt auch die Arbeitslast zum Beispiel fürs Wasserschöpfen stark an. Und weil Frauen zentral sind sowohl bei der Produktion als auch der Zubereitung von Nahrung, bedeuten aufwändigere, aber zum Beispiel trockenheitsresistente Getreide unter Umständen auch mehr Arbeit. Insgesamt kann unter der Mehrfachbelastung die Versorgung der Frauen und der Familie leiden, wobei es nicht nur um Menge der Nahrung geht, sondern eben auch um ihre Qualität oder Ausgewogenheit.

Vergessen Sie nicht, uns fepa zu folgen und zu liken, um regelmässige Updates zu sehen!

Frauen und patriarchale Kultur

Frauenrechte und patriarchale Kultur

Aktuelles

Hier finden Sie einen Bericht zu einem Zoom-Meeting mit Kumbirai Kahiya zum Thema Genderjustice.

Hintergrund

«Frauen treffen auf viele Herausforderungen. Teils resultieren diese direkt aus traditionellen Vorstellungen unserer Gemeinschaft und aus patriarchalen Strukturen. Teils werden sie durch diese Strukturen erst zugespitzt.» Dies sagt Cynthia Gwenzi, Genderbeauftragte bei der Platform for Youth Development im Osten Simbabwes.

Sind die Gesellschaften im südlichen Afrika also patriarchal geprägt? Die Antwort lautet: Ja, sowohl vorkolonial wie auch als Resultat der Kolonialgeschichte.

Unterdrückung der Frauen vorkolonial und kolonial

Der Afrikahistoriker Jeff Guy postulierte 1990, dass man «die Unterdrückung der Frauen in den vorkolonialen Gesellschaften im südlichen Afrika am besten verstehen kann, wenn man sich die Produktionssysteme dieser Zeit anschaut…diese Gesellschaften basierten auf der Aneignung der Arbeit der Frauen». Heute sind solche materialistischen Sichtweisen – obwohl nicht falsch – durch eine breitere Kulturgeschichte ergänzt worden, welche Frauen einen Platz als Handelnde zu allen Zeiten zurückgibt. Die Ikone dafür ist Nehanda Charwe Nyakasikana, die im ersten antikolonialen Kampf in Simbabwe eine mächtigen spirituelle Anführerin war.

Die Geschichte zeigt, dass die Kolonialzeit das patriarchale System massiv verstärkte. Ein Beispiel aus Simbabwe war das faktische Verbot für junge Frauen (ab 12 Jahren!) sich einer arrangierten Ehe zu entziehen. In der vorkolonialen Zeit hatten Frauen nämlich noch die Möglichkeit mit einem Liebhaber über alle Berge zu entlaufen und so zu einer Liebesheirat zu kommen, die nachträglich von den Familien regularisiert wurde. Das koloniale Ehegesetz aber schrieb fest, dass Heirat und Zusammenleben «immer» der Zustimmung des pater familias bedurfte.

Die Geschichte der kolonialen Rechtsprechung und Verwaltung und auch der christlichen Mission zeigt, dass die patriarchalen Vorstellungen der Kolonialherren und Missionare immer wieder zu einer Allianz mit besonders patriarchalen Interessen von Afrikanern führte. Zweifellos waren viele Missionsstationen ein Hort für junge Frauen, die sich aus beengenden Verhältnissen zu befreiend suchten. Allerdings kam diese Befreiung meist zum Preis der Unterordnung unter den Paternalismus der Missionsvorsteher.

Rassistische und patriarchale Auslegungen von «Traditionen»

Die simbabwische Sozialwissenschaftlerin Rekopantswe Mate schrieb kürzlich für die Zeitschrift afrika süd vom Gewohnheitsrecht als einer rassistisch und männlich voreingenommenen Version von Kultur und Tradition. Dieses Gewohnheitsrecht sei, so Mate, stabil, weil Religion, Bildungssystem und auch die Vorstellung von «Entwicklung» den Frauen auch heute eine emanzipierte Sicht auf die Geschichte erschweren.

So gehen Gewohnheitsrecht und moralische Verurteilungen oft Hand in Hand. Frauen, die sich der männlichen Kontrolle entziehen, spricht man bis heute die Ehrenhaftigkeit ab und bezeichnet sie oft als «Prostituierte». Schon der Wegzug in die Stadt untergrub die Ehrenhaftigkeit einer Frau. Frauen in der Stadt entwickelten darum neue Kodices der Ehrenhaftigkeit – wobei es wichtig bleibt, den Kontakt zur Familie auf dem Land weiter zu pflegen. Gerade dieses Beispiel zeigt gut, wie sich in der Kolonialzeit neue Formen patriarchaler Unterdrückung ebenso wie neue Formen der Geschlechteridentitäten, wie sie von Frauen gelebt werden, ergaben.

Kulturdebatte im Zeichen eines antifeministischen Backlash

Wer sich auf Kultur beruft, nutzt bis heute eine der bedeutsamsten Waffen in den Debatten rund um die Rechte der Frauen. NGOs, welche Frauenrechte vertreten, werden von vielen, nicht zuletzt der regierenden Partei, als eine Art trojanisches Pferd dargestellt, mit dem der Westen versuche, eine neoimperialistische Kontrolle über Simbabwe zu erhalten.

Feministinnen und ihre Organisationen betonen dagegen, dass Frauenrechte durchaus eine simbabwische Angelegenheit seien und betonen auch die Rolle dieser Rechte in den Kulturen Simbabwes. Sie bezeichnen zum Beispiel Kinderheiraten als «schädliche kulturelle Praktik»: nicht weil diese in den lokalen Kulturen unbedingt verwurzelt sind, sondern vielmehr weil die patriarchale Verdrehung der Kultur zu Auswüchsen führe und diese dann auch noch als «Traditionen» legitimiere.

Ein Beispiel dafür war 2006 die Einführung von Gesetzen gegen häusliche Gewalt. Letztlich setzten sich die Frauenministerin und die zivilgesellschaftlichen Organisationen durch. Die Debatte war allerdings hitzig und laut, gerade weil sich auch Oppositionspolitiker ins Lager der ablehnenden Männergilde stellten. Sie sagten, dass Frauen nicht gleich seien wie Männer und dass dieses «diabolische» Gesetz den traditionellen Status von Männern unterminiere. Dass sich der Staat in die privaten Belange von Männern einmische, verstosse gegen Kultur und Traditionen. Gehorsamkeit in der Ehe und züchtige Kleidung wurden als traditionelle Mechanismen gegen geschlechtsbasierte Gewalt propagiert.

Verpasster Aufbruch?

Dass sich solche kolonial überlagerten Argumentationsströme bis heute halten können, ist eigentlich erstaunlich. Denn in den 1970ern waren die jungen Frauen eingeladen worden, sich in neuen Rollen als Befreiungskämpferinnen im antikolonialen Krieg zu engagieren. Vielen taten das – und viele wurden enttäuscht. Wenn man diese Phase auch als eine erste Phase des Feminismus in Simbabwe bezeichnen kann, so muss man doch insgesamt von einem patriarchalen Backlash im Namen von Traditionalismus und Nationalismus sprechen.

Frauen machen Geschichte

Gibt es einen Weg aus diesem Backlash, der auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte verzichten könnte? Wie sonst verteidigt frau* sich gegen jene, die sich auf vermeintlich unerschütterliche Traditionen berufen und patriarchale Kultur als «echt afrikanisch» verteidigen? Mit welchem Bewusstsein liesse sich das Argument entkräften, dass der Einsatz für «Fairness und Gleichberechtigung … kulturfeindlich, unafrikanisch und damit subversiv» sei?

Rekonpatswe Mate verweist darauf, dass man vor allem die Veränderbarkeit der vorkolonialen Praktiken wieder ins Zentrum stellen müsse. Dass Kulturen und Traditionen Lösungen für Gemeinschaften bringen sollten und nicht darum existieren, damit es etwas gibt, was absolut und unveränderlich ist. Und sie betont, dass der Mangel an Reflektion über den Einfluss der Kolonialherrschaft schwer wiege. Darum sei ein direkter Rückgriff auf heute vermeintlich verbürgte vorkoloniale Modelle nicht sinnvoll. Insgesamt scheint Rekonpantswe Mate wenig Hoffnung zu haben, dass heute für eine solche historische Auseinandersetzung die Voraussetzungen und ein guter Raum bestehen.

Breitere Bündnisse für eine progressive Kultur

Die fepa Partnerorganisation Platform for Youth and Community Development, zu der auch Cynthia Gwenzi gehört, sieht das etwas positiver. Hoffnung könnte geben, dass die Debatte um Frauenrechte und Kultur das übliche binäre politische System in Simbabwe durchbricht. Was 2006 mit der Debatte um häusliche Gewalt begann, zeigt sich noch heute: PolitikerInnen aller Lager setzen sich öffentlich für Kampagnen gegen geschlechtsbasierte Gewalt ein. Das öffnet Möglichkeiten für zivilgesellschaftliches Engagement und Allianzen unter Frauen, in dem Diskussionen um progressive und emanzipatorische Elemente in den Traditionen möglich werden. Für Cynthia Gwenzi ist das einer der Hebel, um eine progressive Kultur zu erstreiten.

Wer mehr über die Bedingungen für Feminismus und den Aktivismus für Frauenrechte wissen möchte, besucht unsere Informationsseite über Afrofeminismus oder folgt uns für regelmässige Updates auf Facebook. Vergessen Sie nicht, die Events zu teilen und fepa zu liken!

Anhang: Aspekte historischer Geschlechterverhältnisse in Simbabwe, basierend auf Mate und anderen

Vorkoloniale Geschlechterverhältnisse

– Simbabwe ist ethnisch und kulturell vielfältig. Kulturelle Identitäten waren immer flüssig: gerade Frauen erwarben sich durch Heirat und Wegzug vielfältige Identitäten.

– Patriliniearität: bei den meisten ethnischen Gruppen verläuft die Gruppenzugehörigkeit, damit auch der Zugang zu Ressourcen oder die Vererbung in der Vaterlinie.

– Patriarchalisch: vorkoloniale Gesellschaften in Simbabwe waren männlich dominiert

– Frauen hatten einen niedrigeren Status. Grossfamilien verfügten über sie als Geschenke an Mächtige, als Schuldpfand oder als Ersatzfrauen. Frauen, die in privilegierte Verhältnisse geboren wurden, blieben eher geschützt.

– Die Ehe «war eine verwandtschaftliche motivierte und männlich dominierte soziale, wirtschaftliche und politische Allianz zwischen bzw. innerhalb von Verwandtschaftsgruppen». In anderen Worten: Die Ehe war nicht eine reine Liebesheirat, sondern sollte den Familien und Gemeinschaften dienen.

– Der «Brautpreis» war Ausdruck dieser wechselseitigen Beziehungen: Familien tauschten wertvolle produktive Gegenstände mit der Elternfamilie der Frau aus.

– Ehefrauen erhielten Zugang zu Land und konnten darauf ihre eigenen Einkünfte zur Ernährung der Familie erarbeiten. In der Shonakultur konnten sie die selbst erzielten Erträge auch vererben.

Christianisierung und Kolonialzeit

– Wirtschaftlich profitieren bis ca 1930 Frauen von neuen Möglichkeiten. Als die Kolonialwirtschaft dann vermehrt männliche Arbeitskräfte benötigte, stieg die Arbeitslast für Frauen stark an.

– Gleichzeitig etablierte sich ein koloniales Rechtsystem, das die Möglichkeiten der Frauen stark einschränkte. Man gab den Männern neue Möglichkeiten an die Hand, Frauen zu kontrollieren, wenn das half, die Kontrolle über die Männer zu wahren. Im Kontext eines dualen Rechtsystems verfestigte sich ein patriarchales «eingeborenes» Gewohnheitsrecht, das bis heute eine moralische Vorherrschaft beansprucht.

– Christliche Gemeinschaften boten neue Rollenmodelle und Weiblichkeiten, geprägt durch «Häuslichkeit». Sie propagierten männlich dominierte Formen der Landwirtschaft.

– Viele Aktivitäten von Frauen gingen verloren: in der vorkolonialen Zeit waren Frauen noch häufiger als Handwerkerinnen, als Heilkundige oder Hebammen, oder sie gingen auch mit Männern auf die Jagd. Viele dieser Gebiete wurde neu reguliert zum Nachteil afrikanischer Frauen.

– Der «Brautpreis» kam als eine Monetisierung der Ehe in eine pauschale Kritik. In der Praxis aber ist er bis heute die Voraussetzung für eine als respektabel angesehene Ehe.